kaiserlicher General-Feldzeugmeister, Stadtkommandant von Zittau
von Harald Skala
Unter den vielen Generälen des Dreißigjährigen Krieges ist einer für die Geschichte der Stadt Zittau besonders wichtig. Sein Name war Martin Maximilian von der Goltz. Nach alter Familientradition lag die Wiege derer von Goltz in der Umgebung von Merseburg. Während der Kolonisation des heutigen Brandenburg durch Albrecht den Bären, sollen die Ersten den Weg in den Osten angetreten haben. Sie siedelten auf dem Gebiet des heutigen Polen um die Orte Walcz und Czaplinek. Die Familie spaltete sich im Laufe der Jahrhunderte in mehrere Linien, Nachfahren leben noch heute in der Bundesrepublik.
Martin Maximilian v. d. Goltz wurde spätestens im Jahre 1593 als einziger Sohn des Johann Martin von der Goltz und der Ilse von Güntersberg auf einem der väterlicher Güter geboren. Ob es das Schloss von Brotzen (heute Broczyno), Heinrichsdorf (heute Siemczyna) oder Klausdorf (heute Klebowiec) war, ist ungewiss. Auch warum Martin Maximilian als einziger Sohn und Erbe relativ früh sein Elternhaus verließ ist nicht bekannt. Ob Unstimmigkeiten mit dem Vater, welcher nach dem Tod seiner ersten Ehefrau wieder geheiratet hatte, oder etwa religiöse Angelegenheiten der Grund war (Martin Maximilian konvertierte wohl unter dem Einfluss des Walczer Pfarrers Librarius zum Katholizismus) kann man heute leider nicht mehr rekonstruieren. Er selbst erwähnte in einem seiner Schriftstücke, dass er in das Königreich Böhmen während des Einfalls der Passauer Haufen im Jahre 1611 gekommen ist. Im mährischen Znaim (heute Znojmo/CZ) lebten seine zwei Onkel Günther und Reinhard, die beide Obristen im Dienste der Mährischen Stände waren. Bei ihnen kam er wahrscheinlich unter und diente wohl auch eine Zeitlang in einem ihrer Regimenter. Anfang des Dreißigjährigen Krieges finden wir Martin Maximilian im Arkebusierregiment des Obristen Hans von Mollart im Rang eines Kornets Mit diesem Regiment nahm er an der großen Schlacht am Weißen Berg bei Prag im November 1620 teil. Nach Unterdrückung der böhmischen Rebellion wurde ihm der Rang eines Lieutenants im Arkebusierregiment des Pietro Aldobrandini angeboten. Er trat also in dieses Regiment ein und avancierte dort in den nächsten Jahren bis zum Obrist-Wachtmeister. Das Regiment war in Ungarn gegen die Aufständischen unter Gabor Bethlen eingesetzt. Ende 1622 wurde das Regiment abgedankt.
Martin Maximilian hielt sich danach wieder eine Zeitlang in Znaim auf, wie einige seiner Briefe aus dieser Zeit bestätigen. In Mähren traf er wahrscheinlich auch den Obristen Heinrich von Schlik. In dessen Regiment trat er wohl 1624 ein, kämpfte dann in Oberschlesien und anschließend in den Niederlanden. Nach Friedensschluss mit Dänemark wurde Schlicks Regiment in die Gegend von Jülich verlegt. Bald entstanden Versorgungsengpässe, Mannschaft und Pferde litten Hunger. In dieser Situation unternahm Martin Maximilian etwas, was seinen Vorgesetzten sehr erzürnte. Er verließ das Regiment und wechselte zum Regiment Juliani, in dem er den Rang eines Obristlieutenant und Regimentskommandanten erhielt. Schlick beschwerte sich zwar bei dem Oberbefehlshaber Albrecht von Waldstein und forderte Martin Maximilians Bestrafung, hatte jedoch mit seinem Begehren keinen Erfolg.
Irgendwann im Laufe des Jahres 1629 kam Goltz nach Rostock, welches im Oktober von Kaiserlichen unter Obrist Heinrich Ludwig von Hatzfeld besetzt worden ist. Letzterer wurde am 1. Februar 1631 von Jacob Warmeyer, einem protestantischem Eiferer und Rechtsanwalt der Rostocker Universität, ermordet. Goltz erhielt das Kommando über die Stadt und wurde gleichzeitig zum Obristen befördert. In den nächsten Monaten ließ er die Fortifikation der Stadt verbessern. Bereits hier zeigte er seine Begabung als Festungsingenieur, für die er in den späteren Jahren geschätzt wurde. Während seines Aufenthaltes in Rostock lernte er die Witwe seines Vorgängers, Maria Magdalena von Obsinnig, die er dann 1636, vielleicht auch erst 1638 heiratete, kennen.
Trotz der verbesserten Fortifikationen musste Rostock Mitte Oktober 1631 nach einem Monat Belagerung durch die Schweden gegen freien Abzug kapitulieren. Kurz darauf befand sich Martin Maximilian bereits im Korps des Heinrich Gottfried von Pappenheim das in Hessen und Thüringen operierte. Die sächsischen Verbündeten der Schweden waren zwar aus den böhmischen Ländern herausgedrückt worden, ein neuerlicher Einfall mit Unterstützung von schwedischen sowie brandenburgischen Truppen jedoch jederzeit zu befürchten. In dieser Situation wurde Obrist Martin Maximilian von der Goltz zum Stadtkommandanten in Zittau ernannt. Eine Bestallungsurkunde ist nicht erhalten, auch das genaue Datum seiner Ankunft in der Stadt ist nicht belegt. Nach einem am 12. Januar 1633 in Zittau datierten Brief von Martin Maximilian an den Oberbefehlshaber Albrecht von Waldstein kann man davon ausgehen, dass er sich bereits in den letzten Tagen des Jahres 1632 hier aufhielt. Dank der erhaltenen Korrespondenz zwischen Goltz und den benachbarten Kommandanten Wenzel Eusebius von Lobkowitz und Rudolf von Thun ist es möglich, sein Wirken in den nächsten Monaten zu rekonstruieren. Goltz begann sofort die Stadtbefestigung in einen verteidigungsgemäßen Zustand zu bringen. Er ließ in der Stadt größere Vorräte an Lebensmitteln und Futter für die Pferde anlegen, ließ sieben neue Schanzen anlegen, wobei in eine der Befestigungen auch die Heiligkreuz-Kirche, in eine andere die Weberkirche eingebunden wurden. Die von Goltz angelegten Befestigungen sind auf einer in späteren Jahren gemalten Vedute, der Stadt gut zu sehen. Ende März ließ er die Häuser der Bautzener Vorstadt abreißen, um ein freies Schussfeld für die Verteidiger zu erhalten. Gleichzeitig ließ er auch eine Reihe von Gebäuden in anderen Zittauer Vorstädten zerstören. Goltz bemühte sich auch die Besatzung zu verstärken, musste jedoch Ende März 100 Infanteristen zur Verstärkung des Waldstein'schen Schlosses in Friedland abgeben. Die Situation blieb im Frühjahr des Jahres 1633 vorerst ruhig. Goltz bekam Ende April den Befehl, Obrist Thun in Leitmeritz auszuwechseln. Nur einige Tage später wurde ihm der Oberbefehl über alle kaiserliche Truppen zwischen Leitmeritz und Zittau anvertraut. Thun und Lobkowitz waren ihm nun unterstellt. Goltz begab sich für einige Tage nach Leitmeritz. Mitte Mai war er bereits wieder in Zittau und beobachtete sorgfältig die feindlichen Bewegungen in seiner Nähe. Er wies auch Thun in Leitmeritz an, die schadhafte Stadtbefestigung zumindest mit Palisaden instand zu setzen. Anfang Juni fielen 15 Kompanien sächsischer Reiter in Nordböhmen ein, plünderten die Gegend um Friedland, kehrten aber umgehend in ihre Ausgangspositionen zurück. Goltz ließ sie durch ein Streifkorps seiner Kavallerie verfolgen und beobachten.
Um den Feind seinerseits zu beunruhigen, unternahm Goltz in der zweiten Julihälfte mit ungefähr 2.000 Reitern eine Diversion, die ihn bis vor die Tore Dresdens führte. Es war ihm gelungen die ganze Aktion geheim zu halten. In Dresden schrillten die Alarmglocken und der Kurfürst persönlich soll sich auf die Wälle begeben haben um die Verteidigungsmaßnahmen zu überwachen. Goltz erwartete eine Ausfall der Besatzung und hoffte dabei Gefangene zu machen. Die Dresdner aber blieben hinter ihren Stadtwällen. Goltz hatte für eine richtige Belagerung nicht genügend Truppen und Geschütze und zog deshalb von Dresden wieder ab. Er erreichte unbehelligt Zittau. Kurz darauf bekam er den Befehl einen Überfall auf das Schloss in Tetschen (heute Döbin/CZ) vorzubereiten. Dazu zog er die zwei Dragonerkompanien seines Regimentes die in Schlesien standen zu sich und bat FM Mathias Gallas um zwei Petarden zum Sprengen der Tore. Von Obrist Thun erbat er sich Informationen über die Örtlichkeiten und die Stärke der Besatzung. Aus dem Überfall wurde zu guter Letzt nichts, da der Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, FM Matthias v. Gallas den Befehl von Holk aufhob. Im Hochsommer des Jahres 1633 erreichte Goltz und seine Soldaten in Zittau ein viel gefährlicherer Feind — die Pest. Wie seiner Korrespondenz aus dieser Zeit zu entnehmen ist, starben Anfang September täglich bereits mehrere Bürger und Soldaten. Goltz selbst vermied den Besuch von öffentlichen Plätzen und zog in die Fleischerbastei. Die Pest wurde sicher von außen - wahrscheinlich von Soldaten - in die überbevölkerte Stadt eingeschleppt. Obwohl Goltz sein Bestes tat, kam es immer wieder zu Übergriffen seiner Soldaten an der Stadtbevölkerung. Im Mai dieses Jahres überfielen Soldaten eine Hochzeitsgesellschaft bei der Rückkehr aus der Kirche und raubten sie aus. Noch schlimmer hausten die Kroaten des Obristen Hector Isolani, die im Herbst in die Stadt kamen. Obwohl Goltz zur Abschreckung einige der Übeltäter aufhängen ließ, besserte sich die Lage kaum.
Im Februar des Jahres 1634 wurde bekanntlich Albrecht von Waldstein in Eger von einigen kaiserlichen Obristen ermordet. Durch die ganze Affäre um Waldstein war Goltz nicht betroffen. Seine Unterschrift befindet sich unter keinem der in Pilsen ausgestellten Reverse, er blieb die ganze Zeit in Zittau und hielt dem Kaiser die Treue. Nach Görlitz wurde der junge Eusebius von Lobkowitz befohlen und erhielt den Oberbefehl über die Lausitz. Gleichzeitig wurde Martin Maximilian v.d. Goltz mit seinen Einheiten Anfang des Jahres 1634 von Zittau nach Bautzen beordert. In Zittau ließ er eine Besatzung unter Befehl des Obristen Konrad Böhm von Ehrenstein. Dieser starb jedoch kurz darauf bei einem Unfall — angeblich sturzhagelbetrunken —nach einem Gelage bei Obrist Eusebius von Lobkowitz.
Die Besatzung von Bautzen bildeten vier Regimenter und einige Dragonerkompanien. Jedes Haus innerhalb der Stadtwälle musste mehrere Soldaten aufnehmen. Goltz ließ auch hier noch während des Advent die Häuser der Vorstädte abreißen und die Obstplantagen in der näheren Umgebung fällen. Am meisten allerdings verübelte ihm die Bevölkerung die Zerstörung einiger Kirchen, sogar die Toten auf den Friedhöfen sollen exhumiert worden sein. Goltz versuchte die Wogen zu glätten und unterstütze bei seinen Vorgesetzten auch die Bitte der Löbauer einer sich dort niedergelassenen Kompanie eines italienische Rittmeisters ein anderes Quartier zuzuweisen. Im Frühjahr 1634 vermehrten sich die Nachrichten, dass der sächsische Kurfürst aufrüstet. Anfang April wurde Goltz darüber informiert, dass eine verbündete sächsisch- brandenburgische Armee sich innerhalb weniger Tage in Marsch setzen könnte. Kurz darauf erfuhr er, dass eine größere Kavallerieeinheit bei Kamenz gesichtet wurde. Goltz versuchte die Befestigungen von Bautzen weiterhin zu verbessern, aus Görlitz ließ er Geschütze abholen, an denen es in Bautzen mangelte. Inzwischen hatte sich die sächsische Armee, an ihrer Spitze der Kürfürst selbst, in Bewegung gesetzt. Ein Teil zog durch die Lausitz über Kamenz, der Rest mit den Belagerungsgeschützen auf direktem Weg über Bischofswerda nach Bautzen. Die ersten sächsischen Einheiten erschienen vor der Stadt am 28. April 1634. Sie versuchten — jedoch ohne Erfolg — eine der Mühlen des Nachbardorfes anzuzünden. Goltz stellte sofort eine Truppe aus italienischen und kroatischen leichten Reitern zusammen die von Dragonern begleitet wurden, um die Sachsen zu vertreiben. Die Kaiserlichen schlugen die Sachsen in die Flucht, machten viele Gefangene und trieben die Reste bis nach Kamenz. Der gefangene feindliche Obristwachtmeister sagte aus, dass er vom Kurfürst den Befehl hatte, Bautzen zu rekognoszieren. Goltz wusste nun, dass eine Belagerung kurz bevor steht. Am 2. Mai erschien vor Bautzen der sächsische Kurfürst Johann Georg I. mit seinem Heer und 18 Geschützen und forderte Goltz zur Kapitulation auf. Goltz lehnte ab. Über das was dann geschah, streiten sich die Historiker bis heute. Sicher ist, dass Goltz den Befehl gab, die in der Vorstadt noch stehenden Häuser anzuzünden, um dem Feind die Gelegenheit zu nehmen sich in ihnen einzunisten. Kurz danach brach jedoch auch in einigen Häusern der Innenstadt Feuer aus und in nicht ganz fünf Stunden brannte die Stadt beinahe vollkommen aus. Manche Bürger behaupteten, dass der Funke nicht durch Wind auf die Innenstadt übergesprungen sei, sondern dass die kaiserlichen Kroaten Feuer gelegt hätten, um Plündern zu können. Den Kaiserlichen nach wurde das Feuer durch Bewohner der Vorstädte gelegt, die sich für ihre niedergerissenen Häuser rächen wollten. Das Feuer brach zuerst in dem Judenviertel aus. Viele der städtischen Brunnen waren außer Funktion, es fehlte an Löschwasser und auch die Bevölkerung suchte sich eher zu retten als zu löschen. An vielen der Flüchtenden entzündeten sich die Kleider und sie rannten wie lodernde Fackeln durch die Straßen. Viele versuchten sich in die Kirchen zu retten die bald überfüllt waren. Diejenigen, welche in den Vorräumen bleiben mussten, erstickten durch Rauch. In dem Chaos begann ein Teil der Soldaten zu plündern und den Sterbenden ihre letzten Habe zu stehlen. Das Feuer verzehrte auch den Kirchturm bei St. Peter und die anliegende Sakristei, auch die Orgel verbrannte. Wie viele Menschen um ihr Leben kamen ist nicht belegt. Es waren aber sicher mehrere Hundert. Einer der Ratsherren mit seiner Familie verbrannte In dem Gewölbe seines Hauses, sie wurden in der Hitze regelrecht gebraten. Diese grausigen Details schildert der örtliche Pastor Johann Zeidler in seinem Schriftstück „Tabeera Budissinae", herausgegeben in Dresden 1634.
Auch in dieser beinahe aussichtslosen Situation wollte Goltz noch nicht aufgeben. In weiser Voraussicht hatte er feste Positionen vor den Stadtmauern ausbauen lassen, in die er sich nun mit der Besatzung zurückzog. Leider waren sämtliche Vorräte, die er hatte in der Stadt anlegen lassen waren verbrannt. Goltz versuchte beim Kurfürsten günstige Übergabebedingungen auszuhandeln, dieser wusste jedoch durch übergelaufene Bürger von der misslichen Lage der Kaiserlichen und ließ sich auf keine Verhandlungen ein. Er erlaubte zwar Goltz und der Besatzung freien Abzug mit Gepäck und Seitengewehr, die Regimentsstandarten und sämtliche Geschütze mussten aber übergeben werden. Außerdem mussten die Besiegten schwören, sechs Monate nicht gegen die Sachsen und ihre Verbündeten zu kämpfen.
Goltz zog mit seinen Soldaten Richtung Leitmeritz ab. Mitte 1634 befand er sich mit seinem Regiment vor Regensburg. Als die Stadt kapituliert hatte, ernannte ihn Ferdinand III. zum Kommandanten der Stadt und unterstelte ihm mehrere Regimenter. Nach der siegreichen Schlacht bei Nördlingen, an der Goltz allerdings nicht teilgenommen hatte, erhielt er am 15. September 1634 von Ferdinand das Freiherrendiplom mit einer Verbesserung des Familienwappens. Irgendwann im Mai 1636 wurde Martin Maximilian v. d. Goltz zum Generalfeldwachtmeister befördert. Ende Mai hielt er sich in Linz auf und erhielt dort als kaiserliche Schenkung die böhmische Herrschaft Jenikau (heute Golčův Jeníkov), welche nach Waldsteins Tod der Familie Trčka konfisziert wurde. Sofort begab er sich nach Böhmen, um seine neue Herrschaft zu begutachten. Während seines Aufenthaltes in Böhmen heiratete er wohl auch seine langjährige Bekannte Maria Magdalena geborene von Obsinnig, verwitwete Hatzfeld. Datum und Ort der Heirat sind nicht bekannt. Sie stammte aus der weit verzweigten Familie Eynatten, die im Herzogtum Limburg ansässig war. Zur Armee kehrte er erst im Oktober dieses Jahres zurück. Ob er bereits an der Schlacht von Wittstock am 4.10. teilgenommen hatte ist nicht belegt (hier hätte er übrigens gegen seinen Verwandten in schwedischen Diensten, den Obristen Christoph Heinrich v. d. Goltz kämpfen müssen). Belegt ist sein Aufenthalt Ende Oktober im Thüringischen Ebeleben nahe Erfurt. Bis März 1637 weilte er mit kurzen Unterbrechungen bei seinem Regiment, das bei Oschatz lag. Im Gebiet Oschatz — Riesa kam es im Frühsommer zu mehreren Treffen zwischen den Kaiserlichen und Schweden unter Banner die meist zugunsten der Kaiserlichen endeten. Das nächste Ziel war das gut befestigte Demmin.
Goltz mit den ihm unterstellten Truppen eroberte am 11. Dezember das befestigte Schloss Loitz und bereitete sich auf die Belagerung von Demmin vor. In der Festung lag eine finnische Abteilung von 600 bis 700 Mann. Nachdem Generallieutenant Gallas die Goitz'schen Truppen durch einige sächsische Regimenter unter General Vitzthum verstärkt hatte, begann die Beschießung. Durch einen nächtlichen Überfall eroberten die Kaiserlichen die auf einer Insel vorgelagerte Schanze. 48 Stunden später kapitulierte der Festungskommandant, was Goltz sehr überraschte. Den Heiligen Abend konnte Martin Maximilian mit seinen Offizieren bereits in den Mauern der kaum beschädigten Festung feiern. Der finnischen Besatzung wurde ein Abgang mit militärischen Ehren nach Stralsund gewährt. Dieser unerwartete Erfolg brachte Goltz die Beförderung zum General-Feldzeugmeister. In den ersten Monaten des Jahres 1639 erhielt FZM v.d. Goltz den Befehl, sich den kaiserlichen Truppen unter General v. Götz im Breisgau anzuschließen.. Breisach wurde von Franzosen und den mit ihnen verbündeten Truppen Bernhards von Weimar belagert. Die Kaiserlichen versuchten zuerst Bernhards Truppen zu schlagen, erlitten jedoch eine Niederlage. General Götz wurde nach seinen Misserfolgen abberufen und v. d. Goltz erhielt das Kommando. Wegen des allgemein schlechtem Zustand des Heeres befahl Goltz den Rückzug, der erst in Böhmen endete. Goltz selbst verbrachte das nächste Jahr bei Truppenverschiebungen überwiegend in Böhmen, in das die Schweden wieder eingefallen waren.
Im Winter 1641/1642 war seine Gesundheit so angegriffen, dass er keinen aktiven Dienst mehr ausüben konnte. Nach dem er sich noch um die Versorgung der ihm anvertrauten Truppen gekümmert hatte, begab er sich mit kaiserlicher Zustimmung auf seine böhmischen Güter. Anfang Dezember kam er in Jenikau an. Ab 1645 weilte er zeitweise auch in dem geräumigen Haus, welches seine Gattin in der Prager Altstadt gekauft hatte. Außer Dienst blieb er dann bis 1647.
Mitte des Jahres 1647 drohte ein weiterer Einfall der Schweden in Böhmen. Für den 30.6. hatte der Militärgouverneur von Böhmen, Feldmarschall Rudolf Graf Colloredo die in Prag anwesenden kaiserlichen Generäle und Obristen zu einem Essen in seinen Palast auf der Prager Kleinen Seite eingeladen. Unter den Gästen waren auch Martin Maximilian v.d. Goltz und Wolfgang Adam v. Pappenheim. Goltz, durch seine geradlinige Art bekannt, äußerte sich während der Gespräche sehr abwertend über den Generalwachtmeister Klaus Dieter von Sperreuter. Der junge Pappenheim glaubte — den nicht anwesenden — Sperreuter verteidigen zu müssen, beleidigte vor den anwesenden Kavalieren Martin Maximilian, bedrohte ihn sogar mit einer Pistole und forderte ihn zum Duell. Da Duelle damals bereits strikt verboten waren versuchte der Gastgeber, Graf Colloredo, die Wogen zu glätten. Der junge Pappenheim bestand jedoch auf Satisfaktion und so nahm das Verhängnis seinen Lauf. Es kann als sicher gelten, dass v. d. Goltz nicht darauf erpicht war, den einzigen Sohn seines ehemaligen Mitstreiters Gottfried v. Pappenheim im Duell zu töten. Trotzt des regnerischen Wetters trafen sich die Kontrahenten unweit der Prager Burg auf der sogenannten Maria-Wallanlage, benannt nach dem — heute nicht mehr existenten — Kirchlein der Jungfrau Maria. Keiner der Beiden hatte einen Sekundanten. Die anwesenden Johann Christoph von Waldstein und Wenzel Tschabelicky von Soutic halfen zwar bei den Vorbereitungen, behaupteten aber bei den späteren Untersuchungen nicht die Rolle eines Sekundanten übernommen zu haben. Wie es sich herausstellte, wurden die Beiden von Colloredo zum Ort des Geschehens geschickt um ev. doch noch das Duell zu verhindern. Waldstein kam im letzten Moment auf einem Pferd an, dass er von Colloredo geliehen bekommen hatte. Das Duell wurde zu Pferde mit Pistolen ausgetragen. Die Kontrahenten ritten durch behelfsmäßig hergerichtete Schranken auf einem Weg gegeneinander an, es krachte ein Schuss (manche Quellen erwähnen 2 Schüsse) und der junge Pappenheim fiel vom Pferd. Eine Kugel hatte den Arm durchschlagen und blieb in der Brust stecken. Er war sofort tot. Erst nach drei Tagen informierten die böhmischen Statthalter den Kaiser über den Vorfall. Goltz musste versprechen, bis zur kaiserlichen Entscheidung in seinem Prager Haus zu verbleiben, was er auch dem Neustädter Stadthauptmann Alexius Wratislav von Mitrovic, der auch mit den Ermittlungen betraut war, mit Handschlag versprach. Martin Maximilian war sich keiner Schuld bewusst und verlangte seine Freilassung aus dem Hausarrest. Da die Witwe von Wolfgang Adam v. Pappenheim Einspruch erhob und vor Allem verlangte, dass Goltz in seinen Ausführungen nicht den guten Ruf ihres verstorbenen Gatten beschädigt, stimmte auch der königlich-böhmische Prokurator gegen die Aufhebung des Hausarrestes. Ende Juli schickte v.d. Goltz seine schriftliche Rechtfertigung an die böhmischen Statthalter. Am 21. August entschied dann der damals in Pilsen weilende Kaiser Ferdinand III. dass v. d. Goltz in die Freiheit entlassen werden soll. Das Duell blieb also für Martin Maximilian v. d. Goltz ohne ernsthafte Folgen. Inwieweit diese Begebenheit sein weiteres Leben und seine umfangreichen Spenden an die Kirche und vor allem an die Jesuiten beeinflusst hat ist fraglich. Aus seiner späteren Korrespondenz geht hervor, dass er sich nie an dem Tod von Wolfgang Adam v. Pappenheim schuldig gefühlt hat.
Nachdem die Schweden 1648 nochmals in Südböhmen eingefallen waren, rüstete die kaiserliche Armee auf und jeder verfügbare General wurde reaktiviert. Auch Martin Maximilian wurde zu den Fahnen gerufen. Anfang Oktober wurde er nach Böhmisch Budweis beordert. Dort sollte er ein Korps zusammenstellen/ um dem teilweise von Schweden besetzten Prag zur Hilfe zu eilen. Mitte Oktober setzte sich das Hilfskorps, zu dem auch die Generäle Suys und Myslik von Hirschau gehörten, Richtung Prag in Bewegung. Bevor das Hilfskorps Prag erreicht hatte kam die Nachricht dass in Osnabrück und Münster der Frieden unterzeichnet worden ist. Goltz wurde danach mit Aufgaben im Zusammenhang mit dem Abzug der schwedischen Truppen aus Böhmen und Abdankung der eigenen Truppen betraut. Dies beschäftigte ihn bis Ende des Sommer 1650, als er endgültig auf seine Güter in Böhmen zurückkehrte. In den ihm noch verbleibenden drei Jahren unternahm er großzügige Baumaßnahmen in seiner Residenz in Jenikau, die nach seinem Tode von seiner Witwe weiter geführt wurden. Eines der größten Goltz'schen Projekte war der Bau einer Loretta in Jenikau. Sie sollte als Wallfahrtsort für Gläubige aus der weiten Umgebung dienen. Die Eheleute holten dazu Jesuiten aus dem nahen Kuttenberg und versahen den Orden mit großzügigen Schenkungen. Die Jesuiten gründeten in Jenikau ihre Residenz. Der gesamte Ortskern wurde umgestaltet, der Marktplatz vergrößert und der alte massive Turm in einen Wohnturm ausgebaut. Nach 40 Jahren Dienst war die Gesundheit des Generals sehr angegriffen. Er litt an Podagra und hatte Nierensteine. Er starb jedoch überraschend, ohne ein Testament zu hinterlassen, am 10. Mai 1653 und wurde in einer Gruft unter der Loretta beerdigt. Seine Ehefrau überlebte ihn nur um vier Jahre, starb im November des Jahres 1657 und wurde neben ihrem Gatten begraben. Die Ehe war kinderlos geblieben, Haupterbe war Dietrich von Ledebur, der verwaiste Sohn der Schwester von Maria Magdalena von Obsinnig, welcher nach dem Tode seiner Eltern von Maria Magdalena in Jenikau aufgezogen wurde. Das Städtchen Jenikau erhielt seinen heutigen Namen Golčův Jeníkov nicht bereits kurz nach dem Tode des Generals wie manche Autoren behaupten, sondern erst in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts.
Quellen:
- Jan Kilian, "Martin Maxmilian z Golče, České Budějovice", 2010
- Gerlach/Goltz „Nachrichten über die Familie der Grafen und Frhr. von der Goltz", Neustadt a.d.Aisch, 1960
- Nationalarchiv Prag, Korrespondenz von M. M. v.d.Goltz, inv. Nr. 1046 und 2583, versch. Signaturen
Der Autor Harald Skala lebt als Rentner in Obercunnersdorf, ist Mitglied der Genealogischen und heraldischen Gesellschaft in Prag/CZ, schrieb mehrere Bücher historischen Inhalts, die in Tschechisch und Slowakisch gedruckt wurden. Ausserdem ist er Mitautor der englischsprachigen Internetseite http://kronoskaf.com, die sich mit dem Siebenjährigen Krieg befasst.